Kooperation mit DI Mag. DDDR. Constantin Gegenhuber – Healing Architecture

Erfolgreich in Ordinationen & Primärversorgungszentren

Herausgeber

CONSTANTIN  GEGENHUBER: Dr. techn. und Dr. med.- Facharzt für Orthopädie

THOMAS ABENDROTH: Architekt – ZT und Gründer von Med Lounge

Healing Architecture  

Definition

  • Wechselwirkung von Mensch und Architektur sowie deren Auswirkung auf den Genesungsprozess

Ziele

  • Förderung des Genesungsprozesses
  • Optimierung der Arbeitsbedingungen
  • Verbesserung der Orientierung für PatientInnen und Angehörige
  • Steigerung des Wohlbefindens
Abb.1: Beziehungsgeflecht Healing Architecture

2.  Medizinische Thematik         

Salutogenese – Wie kann Heilung gelingen

Die Salutogenese ist die Lehre von der Gesundheitsentstehung und deren Förderung.

Architekten übersetzen die spezifischen Bedürfnisse der PatientInnen – abhängig von den verschiedenen Krankheiten – gemeinsam mit den ÄrztInnen und deren Leitbild (Motto-Ordinationsphilosophie in Räume), welchen Stress reduzieren und die Heilung unterstützen.

3.  Psychologische Thematik

Architekturpsychologie         

Studie : Architektur als 2ter Körper : Weltweit erste prospektive Vergleichsstudie University Medical Center, Groningen (NL)-393 KrebspatientInnen (Tanja C.Vollmer und Gemma Koppen, 2010).

Frage: Ist der emotionale Stress von PatientInnen im Krankenhaus krankheits-bedingt oder Folge inadäquater Krankenhausarchitektur?

Abb.2: Stresskurve von Vollmer und Koppen (2018): Physiologisch erhobenes Stresserleben von Patienten der internistischen Onkologie in Abhängigkeit vom Aufenthaltsort im Krankenhaus unter zwei Bedingungen.
Abb.3: Exemplarische Patientenroute von ambulanten PatientInnen der internistischen Onkologie durch ein Krankenhaus beim Ein-Tages-Besuch (7,5h) in den Niederlanden von Vollmer & Koppen (2018)

Ergebnis: 
Höchster situativer Stress an 4 Orten:

  1. Anmeldung 
  2. Wartezimmer 
  3. ÄrztInnenzimmer 
  4. Chemotherapieraum

4.  Die größten Stressoren im Krankenhaus und deren architektonischen Lösungsansätze

4.1.  Mangelndes Tageslicht

StressorenArchitektonische Maßnahmen
Verzögerung der Heilungdepressive Verstimmungschlechte ArbeitsqualitätMedikamentenausgabefehlerLichtdesign entsprechend der chronobiologischen Forschung

Forderung: maximale Tageslichtqualität

Abb.4: Espoo PatientInnenzimmer, Visualisierung

4.2.  „Keine Sicht nach draußen“

StressorenArchitektonische Maßnahmen
Keine neurophysiologische Entspannungsmöglichkeit z. B. nach belastenden Arztgesprächen oder nach belastenden Diagnoseverfahren durch fehlenden Blickkontakt in die Außenwelt …Fenstergröße und -positionierung optimieren

 

Forderung: Fenster einplanen, um den Fernblick zu ermöglichen

Abb.5: Halle mit Panoramafenster – Sophienspital,Wien, Architekt Martin Kohlbauer (1997-1999)

4.3.  Raumwahrnehmung der Enge 

StressorenArchitektonische Maßnahmen
Verlorenheit im Raum bei gleichzeitigem Gefühl von Überfüllung und Enge Fazit: Verlust der PrivatsphärePlanung von „räumlicher Weite“

Forderung: jegliche räumliche Enge in der Planung vermeiden

Abb.6: Maggie´s Oldham, Architekt Alex de Rijke von dRMM (2017)

4.4.  Mangelnde Rückzugsmöglichkeiten

StressorenArchitektonische Maßnahmen
fehlende Ruhefehlende PrivatheitKonzept von Rückzug und Nischenbildung im PatientInnenzimmer

Forderung: Einplanung von Rückzugsnischen

Abb.7: Visualisierung PatientInnenzimmer Haus Wegman, ARGE Metron- Kopvol

4.5.  Warten am Gang

StressorenArchitektonische Maßnahmen
Unruhe und NervositätUngewissheitGeräuschkulisseBelastende GerücheHohe Abschirmungspaneele um Privatheit und Geräuschminimierung zu gewährleisten

Forderung: Rückzugsmöglichkeit im halböffentlichen Raum

Abb.8: Headquater Erste Campus,Wien (2010 -2016) Architekten Dieter Henke und Marta Schreieck

4.6.  Lärmbelastungen

Stressor auf IntensivstationenArchitektonische Maßnahmen
 Geräuschpegel bis zu 80dBApparate hinter Wandpaneelenpiepsende Monitore im Kontrollraumschallabsorbierende Trennelemente zwischen den Betten Geräuschpegel auf unter 40 dB

Forderung: Lärmschutzmaßnahmen

Abb.9: Parametrische (T)Raumgestaltung, Chariete Berlin (2012) Architekturbüro Graft

Studien: „Die Intensivpatienten in den neu gestalteten Räumen brauchen weniger Schlaf- und Schmerzmittel.“ (Röll, Iris, 2017) „Im neuen Intensivzimmer konnten das postoperative Delir um knapp die Hälfte gesenkt werden.“ (Spies, 2018)

5.  Planungsziele

Räume, die zur Gesundung und Heilung errichtet werden, haben ein klares Ziel:

Reduktion von Stress im Raum, durch gezielte stressreduzierende Maßnahmen im Rahmen der raumschöpferischen Möglichkeiten.

  • Raumkomposition
  • Lichtpbanung: natürliches & künstliches Licht 
  • Farbgestaltung
  • Materialität und Textur
  • Akustik
  • Geruch
  • Raumklima
Abb.10: Architekturwahrnehmungs-Matrix: Eine diagrammatische Annäherung an die Komplexität der Architekturwahrnehmung und -bewertung Schwerstkranker

6.  Umsetzungsstrategie

6.1.  Motto – Ordinationsphilosophie/Philosophie PVE

Abb.11: Warteraum-Praxis für Augenheilkunde und Optometrie, Dr. Gertraud Kaliwoda in Zwettl (2017)Architekt Abendroth,  Foto: Dieter Schewig

Entscheidende Fragen am Beginn

  • Welches medizinische Motto verfolgen die ÄrztInnen in ihrer Ordination/PVE?
  • Welche medizinischen Schwerpunkte werden gesetzt? 
  • Welche Ordinations /PVE-Philosophie soll architektonisch umgesetzt werden?

6.2.  Wünsche – Ziele – Briefing

Wünsche der PatientInnen

  • Kompetente ärztliche Beratung und Therapie im stressarmen Ambiente
  • Freundlicher Empfang und ausreichende Information im Anmeldebereich 
  • Warteraum/zonen mit Healing Architecture feeling

Wünsche der ÄrztInnen

  • Umsetzung des ärztlichen Mottos in Architektur in Bezug auf medizinisch erforderliche Funktionalität und persönliche Bedürfnisse
  • Stilvolle  stressarme Ordinationsräume mit “ persönlicher Note“

Wünsche des Teams

  • Ergonomischer funktioneller Arbeitsplatz mit „well – being“ Atmosphäre
  • Rückzugsmöglichkeit mit Ruheraum 

Briefing

  • Aufgabenstellung
  • Darstellung der Ist -Situation
  • Zielsetzung
  • Strategie
  • Zeit-und Kostenplan
  • Kontrolle

Das Briefing hilft beim Erreichen der gesetzten Ziele: 

  • Aufgabenstellung
  • Darstellung der Ist-Situation
  • Gestaltung einer HEALING ARCHITECTURE-Atmosphäre
  • Stärkung des Vertrauens in die ärztliche & therapeutische Kompetenz
  • Animation zur Prävention

Das Design der Ordinations/PVE -räume kommuniziert mit dem graphischen Erscheinungsbild – Corporate Identity – Charakteristik für Ordination/PVE.

 

6.3.  Umsetzung der Wünsche

Das Team von Architekt Thomas Abendroth – MedLounge sorgt gemeinsam mit Constantin Gegenhuber für die reibungslose Umsetzung.

Constantin Gegenhuber vermag als Arzt und Doktor der Architektur die beiden Sprachen „Medizin und Architektur“ zu übersetzen, das kreative Potential beider Disziplinen zusammenzuführen und letztendlich zu optimieren.

6.4.  Umsetzung in Architektur

6.4.1. Feasibility Study – Objektsuche vom Experten unterstützt

  • Bewertung der Machbarkeit hinsichtlich Anbindung an öffentlichen Verkehr
  • Lage des Objektes – Größe und Erweiterungsmöglichkeiten 
  • Barrierefreiheit, Kostenschätzung für Investitionsrahmen mit Skizze für die mögliche Erschließung und Raumaufteilung   

6.4.2. Logistik – der optimierte Ordinationsgrundriss

  • Eine Ordination oder ein PVZ = Betrieb mit einer sehr hohen Nutzungsfrequenz pro   Tag, deshalb ist die  Optimierung der Funktionsplanung von entscheidender Bedeutung (finanzielle Umsatzoptimierung)
  • ausgewogene Flächenverteilung 
  • kurze Wege für ÄrztInnen und Personal 
  • Übersichtlichkeit ansprechender Wartebereich hilft die großen Anforderungen in der Ordination zu bewältigen
Abb.12: Pure Gyn – Frauenarztzentrum Hernals (2019). Architekt Abendroth, 3D Rendering: Christian Popp

6.4.3 Entwurfsplanung 

Neubau: Chirurgische Ordination mit Operationssaal – Groß Enzersdorf

Abb.13: Plan EG -Neubau Chirurgische Ordination mit Operationssaal – Groß Enzersdorf (2018).  Architekt Abendroth Medlounge
  1. Stadtrand von Wien
  2. chirurgische Privatordination mit   dem ZIEL: Sicherheit und Professionalität
  3. Parkplatz -> gedeckter Eingang -> Empfang
  4. Vorwartebereich -> ärztlicher Besprechungsraum -> Schleusen für Arzt und   PatientInnen -> Operationssaal
  5. Healing Architecture: Blick in den vorgelagerten und abgegrenzten Garten

7.  Wichtige Räume

Das organisierte Wartezimmer – Von der Digitalisierung in Arztpraxen

Abb.14: Pure Gyn – Frauenarztzentrum Hernals-Warteraum (2019). Architekt Abendroth Medlounge, Foto: Christian Popp
  • Je besser die Aufenthaltsqualität im Wartezimmer, desto reibungsfreier verläuft der Praxisalltag
  • Ein ausreichend bemessener Wartebereich dient der Repräsentation der Ordination/PVE und gewährleistet Sicherheit und Orientierung bei Vollauslastung
  • Digitalisierung mit PatientInnen-Terminals zum Anmelden und E-Card einlesen 
  • Online Terminisierungstools mit Push-Nachrichten auf PatientInnenhandys mit dem genauen Behandlungszeitpunkt 
  • Planung eines spezifischen Infekt-Wartebereich bietet Sicherheit vor Infektion
  • ZIEL: Durch eine optimierte Terminplanung wird der Empfangsarbeitsplatz  stressreduzierter und durch Healing Architecture Planung wird das Stresslevel im Wartebereich bei den PatientInnen gesenkt

Therapieraum

Abb.15: Pure Gyn – Frauenarztzentrum Hernals-Therapieraum ( 2019). Architekt Abendroth Medlounge, Foto: Christian Popp
  • Funktionalität 
  • Raumkomposition
  • Lichtplanung: natürliches & künstliches Licht; wesentlicher Aspekt: Fernblick
  • Farbgestaltung
  • Materialität und Textur
  • Akustik
  • Geruch
  • Raumklima

ZIEL: Durch eine optimierte Healing Architecture Gestaltung der Therapieräume wird Stress bei PatientInnen und beim medizinischen Team reduziert 

Ordnung schafft Hygiene – Fit für die Evaluierung

Abb.16: Praxis für Allgemeinmedizin, Dr. Renata Westerlund – Wartebereich: Infoscreen mit Trinkbrunnen und Zeitschriftenbox (2014). Architekt Abendroth Medlounge, Foto: Andreas Buchberger
  • Hygieneplanung ist ein integraler Teil der Planung vom Start  bis Ausführung
  • „Ordnungsmöbel“ im Wartezimmer – Garderoben, Trinkbrunnen, Kinderspieltisch, Zeitschriftenboard -> beruhigende  Raumatmosphäre
  • Sauberhalten der Ordination durch planerische Details
  • exakte Elektroplanung mit Auslässen dort, wo sie benötigt werden und wo sie in Zukunft zur Erweiterung  benötigt werden

8.  Planungsziel für Ordinationen/PVE

  • Räume der Heilung für alle  Sinne: Wirkung von Farben, Licht, Duft und Beschallung
  • Farben bringen Emotionen in Räume und fördern die Motivation
  • VoluminaProportionen und Farben beeinflussen die Räume der Heilung
  • Gute Beleuchtung wirkt stimulierend und hilft bei der Orientierung im Raum
  • Gezielte Lichtverteilung fördert die positive Stimmung im Raum 
  • Duft und Beschallung unterstützen Healing Architecture auf sinnliche Weise 
  • Integration der Erkenntnisse der Architekturpsychologie
  • Baubiologie in Hinblick auf Elektrobiologie, Schadstoff-Emissionen und Geobiologie

9.  Vorteile für Auftraggebende durch HEALING ARCHITECTURE

  • Gesteigerte Reputation
  • Steigerung der PatientInnenzufriedenheit
  • Verbesserung der Heilungsrate
  • Kostenreduktion durch Verbesserung der Funktionsabläufe und Steigerung des    well being Factors
  • Verbesserung der MitarbeiterInnenzufriedenheit
  • Steigerung der Arbeitseffizienz
  • Reduktion von Krankenständen
Abb.17: REHAB Basel, Blick in den Innenhof , REHAB Basel.(2020).Blick in den Innenhof.REHAB Basel, Klinik für Neurorehabilitation und Paraplegiologie[Architekturfotografie]

10.         Ziel

Die komplexen medizinischen Anforderungen in Ordinationen/Primärversorgungszentren werden durch Bündelung aller architektonisch gestalterischen & bautechnischen Maßnahmen in HEALING ARCHITECTURE umgesetzt.

Quellen

Abb.1:Gegenhuber,Constantin. (2019). Beziehungsgeflecht Healing Architecture [Grafik]. Architekturarchiv Autor CG.

Abb.2: Vollmer,T.C. & Koppen,G. (2018). Architekturwahrnehmung und Stresserleben Schwerst-und chronisch Kranker. In Architektur wahrnehmen (Bd. 53, S. 207–227). Transcript Verlag. ISBN 978-3-8376-5010-5,S.224

Abb.3: Ebd.S.223

Abb.4: McManus,David. (2020, April 12). Espoo Hospital, Helsinki Building, Finland—E-architect. e-architect. URL:://www.e-architect.co.uk/helsinki/espoo-hospital-building [6.7.2020]

Abb.5: Kohlbauer, M. (o. J.). MARTIN KOHLBAUER ARCHITEKT [Architekturbüro-Webseite]. URL:http://www.martinkohlbauer.com/[13.2.2021]

Abb.6: Geuder, T. (2017, September 12). Maggie`s in Oldham von dRMM-Holzige Atmosphäre. german-architects.com Profiles of Selected Architects. URL:https://www.german-architects.com/de/architecture-news/praxis/holzige-atmosphaere[11.9.2020]Abb.7: ARGE Metron Kopvol. (2018). Grundriss Patientenzimmer Haus Wegman.[Visualisierung]  NEUBAU Klinik Arlesheim informiert über ihren bevorstehenden Neubau ZEITUNG 1/2019 URL:https://www.klinik-arlesheim.ch/images/190128_Neubauzeitung

 THOMAS ABENDROTH
CONSTANTIN GEGENHUBER

Gute Medizin braucht Healing Architecture &

Healing Architecture braucht gute Erkenntnisse der Medizin

Text und Gestaltung: Constantin Gegenhuber (2024) 

Copyright: Constantin Gegenhuber & Thomas Abendroth – Med Lounge